this post was submitted on 19 Oct 2023
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Jetzt gucken wir mal, wie viele Sekunden es dauert, bis ein Besserwissi erzählt, dass es mit FDH (oder was auch immer) und regelmäßigen Besuch im Fitti auch funktioniert. Das tut es tatsächlich bei ein paar Promille der Menschen, aber im Regelfall: Nein.
Die letzten paar tausend Jahre war Nahrung eher Mangelware und man hatte einen echten Überlebensvorteil, wenn man genug auf den Rippen hatte. Ich denke, die dazugehörigen Reflexe sind tief im Genom verankert und es ist schwer dagegen zu arbeiten, wenn die heutige Gesellschaft jederzeit hochkalorische Nahrung bereit stellt.
Außerdem sollte man nicht unterschätzen, dass es einen gewaltigen Unterschied zwischen "ein paar Kilo zuviel" und wirklichem, krankhaften Übergewicht gibt. Natürlich ist es Quatsch, wenn sich jetzt Stars & Influencer den Kram spritzen, um ihren Beach Body zu kriegen. Es ist ein Medikament gegen eine wirkliche Krankheit und diese Krankheit lässt sich auch nicht einfach so durch so Dinge wie "mal Joggen gehen" oder "Brokkoli" heilen.
Ich mein eben jene konsumieren auch jede Menge andere Medikamente aus lifestyle Gründen, warum sollte es hier also anders sein?
Ich glaube Ozzy Osbourne wird nur noch von Medikamentenreaktionen am Leben gehalten.
Also dass es keinen Körper geben kann, der funktioniert, ohne dass man Kalorien verbrennt, dürfte ja unstrittig sein. Also ist ja das Rezept "weniger Essen als man braucht" voll legitim und das wirst du auch nicht in Abrede stellen. Also ist Übergewicht ja zwangsläufig eine Verhaltenssache. Und Verhalten ändern ist halt schwer, besonders wenn es zwei Mega-Industrien (Pharma und "Lebensmittel") gibt, die besonders daran interessiert sind, dass wir unmündige Konsummaschinen bleiben.
Wenn ich also eine Spritze nehme und plötzlich einen BMI von 20 habe, habe ich ja dennoch das gestörte Verhalten (zu viel Essen, zu wenig Bewegung) nicht geändert. Um die Industrien zu verbessern braucht es große, systemische Veränderungen, aber auf der Stufe des Individuums ist man besser dran beraten, die Ursachen der Fettheit zu bekämpfen. Dass das immer nur Völlerei und Faulheit sind will ich nicht sagen, sicher spielen Depressionen und Unzufriedenheit, ungesunde Coping-Mechanismen und Zuckersucht eine größere Rolle als viele glauben.
Ich bin etwas übergewichtig, mein Schwager hat eine schwere Adipositas. Das sind zwei komplett verschiedene Paar Schuhe.
Ich kann durch Vehaltensänderungen und indem ich auf meine Ernährung achte gut abnehmen und mein Gewicht kontrollieren. Mein Übergewicht kommt daher, dass ich es einfach etwas schleifen lassen habe, aber es wird nicht mehr und wenn ich wieder besser aufpasse geht es auch wieder weg.
Mein Schwager bewegt sich auch und versucht gesünder zu essen. Aber nach einer Portion wo ich die letzten Bissen kaum noch runter kriege, knurrt ihm noch der Magen. Wenn er versucht, Kalorien zu zählen und einen normalen Wert nicht zu überschreiten, hat er permanent extremen Hunger. Das ist ein furchtbarer Zustand, den man vielleicht ein paar Wochen durchhalten kann, aber der Hunger lässt nicht nach und irgendwann will man auch einmal aufessen und satt werden. Er kann sich nicht an kleinere Portionen gewöhnen, das ist so wie wenn man uns jedes mal nach zwei Bissen den Teller wegzieht, da würden wir auch irgendwann ausrasten.
Bei ihm ist einfach dieser ganze Regelungsmechanismus komplett durcheinander und da kommt man auch mit noch so viel Willensstärke nicht raus.
Die ganzen tollen Tipps wie man problemlos abnehmen kann, kommen immer von Leuten, die einfach diese Krankheit nicht haben. Das ist genau so wie meine Freundin mit schwerer Akne immer Hautpflegetipps von Leuten kriegt, die keine Akne haben.
Ich bin echt froh, dass es jetzt offenbar erste erfolgsversprechende Therapieansätze gibt. Ernährungsberatung, Sportprogramme u.ä. gehen ganz offensichtlich am Kern des Problems vorbei, sonst wären die Ergebnisse nicht so miserabel.
Du unterschätzt, wie das wirkt. Klar, klingt auf den ersten Blick einleuchtend, was du da schreibst. Aber: Am Ende bedeutet es schlicht und einfach, dass die Leute Hunger haben. Völlig egal, ob das eine aus dem Ruder gelaufene Körperchemie ist, irgendwas psychisches, irgendwas anderes, sie haben Hunger. Und sind in einer Umgebung, in der es überall viel Essen günstig gibt. Das kann schlicht und einfach nicht klappen. Vielleicht schaffen es Einzelne, aber im großen Ganzen eben nicht. Wenn ein Medikament genau das durchbrechen kann, dann kann das eben genau der Weg sein, um eben das gestörte Verhalten zu Essen und Bewegung zu verändern. Es ist kein Wundermittel, aber am Ende helfen Schmerzmittel auch bei Rückenschmerzen, damit man diese ungesunde Schonhaltung wegbekommt und sich wieder freier bewegen kann und genau das hilft dann gegen die Rückenschmerzen. Das, aber halt für Nahrung.
Wenn man sich die Nebenwirkungen (zumindest die des Vorgängers) anschaut, dann will man das Zeug generell nur im absoluten Notfall nehmen...
Scheinbar schon, sonst würdest du nicht abnehmen. Wenn ich die Funktionalität der Spritze richtig verstanden habe, werden damit Botenstoffe freigesetzt, die dem Köper sagen, dass er satt ist, was deinen Suchreflex vermindert.
Wenn dein Kleinhirn sagt, dass du Unterzucker hast, wirst du Essen, egal ob es Recht hat, oder nicht.
Und halt die Tatsache, dass Fettzellen, die vor dem 16. Lebensjahr aufgebaut wurden, nie wieder von selbst verschwinden (egal wie stark man die Kalorienzufuhr einschränkt) und der Memory-Effekt eintritt, sobald irgendwas fettiges zu sich genommen wird. Man kann sogar auf dem Niveau des Grundbedarfs essen und trotzdem zunehmen, da sich die Fettzellen direkt wieder vollsaugen und der Mensch hungrig bleibt.
Das ist aber jetzt auch schon seit mindestens 15 Jahren bekannt.
Ich, das adipöse Kind: Well, shit.
Man kann nicht zunehmen, wenn man weniger isst, als man verbraucht. Woher soll die Energie dafür denn kommen?
Aus vorhandener Muskelmasse. Aber stimmt, technisch gesehen nimmt man nicht zu, man wird nur fetter.
Ist sicher auch nur eine Verschwörung von Big Pharma™️/s
Hä? Da fehlt doch eine Aussage zum ersten Teil?!
Ich vermute mal, dass sein Punkt ist, dass ein guter Ernährungsplan ebenso hilft Gewicht zu verlieren.
Das mit dem Überlebensvorteil ist sicher richtig, aber die Aussage, dass Diäten und Sport nur einem Promille der Menschen helfen sollen stimmt nicht.
Sonst wäre ja jeder, der nicht zu diesen Promillemenschen zählt (also so gut wie jeder) fett.
Übergewicht ist ein wachsendes Problem in vielen Ländern, und Forschung hierzu ist auf jeden Fall wichtig
Eine Spritze halte ich für einen guten Anfang bei extremen Fällen, aber man sollte sich schon fragen, ob man sich wirklich ein Leben lang spritzen möchte um Pfunde zu verlieren. Jedes Medikament mit Wirkung hat auch Nebenwirkungen.
Bei mir waren es ein paar Promille und bei dir sind es nur noch eines. Ich spreche von Menschen, die massiv übergewichtig sind und du verallgemeinerst es auf alle.
Also wenn wir von Promillebereichen reden, ist es ziemlich wurscht ob eines, zwei oder sieben gemeint sind. Fakt ist und bleibt, dass diese Aussage falsch ist.
Du meintest vielleicht massiv übergewichtige Menschen; aus Deinem Kommentar geht das aber nicht wirklich hervor.
Ich hoffe sehr, dass angesichts der jüngsten erfreulichen Nachrichten in dieser Richtung auch die Krankenkassen bald entsprechende Therapien bezahlen. Schließlich ist Übergewicht eine ernst zu nehmende Krankheit, die in unserer Gesellschaft immer mehr um sich greift, und deren langfristige Kosten für die Gesellschaft kaum seriös zu beziffern sind. Die Therapiekosten könnte man auch wunderbar über eine Zuckersteuer querfinanzieren.
In der Realität wird die FDP wohl dazwischengrätschen, wegen Eigenverantwortung, wissenschon.