this post was submitted on 26 Oct 2023
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Amylase!

... Wait, what? Was labert der?

Nun, erstmal der Hintergrund.

Wir haben alle schon mal die teure Hafermilch von bspw. Oatly probiert, und dann die "billige" vom Discounter.

Während die Oatly leicht süßlich, cremig und mild-nussig ist, schmeckt die Billoversion wie ein Müsli mit Wasser, das man zu lange hat stehen lassen: schleimig, wässrig und irgendwie etwas nach Brot.

Schaut man jetzt aber auf die Zutatenliste und Nährwertangaben von den teuren Hafermilchs, sieht man, dass sie Zucker enthalten, dieser aber nicht auf der Zutatenliste angegeben ist. Die Billo-Variante ist dagegen zuckerfrei.

Woher kommt das?

Das ist kein Schwindel, sondern erlaubt. Da ist wirklich kein zugesetzter Zucker drin! Aber wieso ist sie süß?

Hier kommt die Amylase ins Spiel: sie ist ein (technologisches, natürliches) Enzym, das Stärke in Zucker verwandelt.

Dadurch wird ein großer Teil der Schleimstoffe und des "Müsligeschmacks" abgebaut und eine lactoseähnliche (ca. 3% Zweifachzucker) Süße erzeugt.


Man kann sich die Amylase z.B. auf Ebay bestellen, da wird sie verwendet, um Mais/ Getreide in Maische zum Schnapsbrennen zu verwandeln.

Man haut Hafer/ Reis/ Hirse/ Whatever mit etwas Wasser in den Mixer, gibt die Plörre mit einem Bratenthermometer in einen Kochtopf, erhitzt es auf 55-65°C und gibt die Amylase dazu. Nach +/- einer Stunde sollte es schon fertig sein.

Nun abfiltrieren und unbedingt kalt stellen, sonst gammelts. Ich empfehle immer 5l-Batches zu machen, sonst ist es zu aufwändig.

Ist insgesamt geschmacklich fast genauso gut wie das Original. Natürlich kommts nicht ganz hin, da Oatly noch zig andere Additive dazugibt. Ist aber ne solide 7,5/10.

Woher ich das weiß: habe einen Lebensmittelchemie-Hintergrund mit enormen Interesse an Lebensmitteltechnologie und molekularem Kochen.

War das erste Mal ein sau Aufwand. Die Temperatur muss perfekt passen, sonst passiert nix oder das Enzym "stirbt".


Nun... ja. Falls ihr mal nix besseres zu tun habt, wisst ihr Bescheid und könnt eure eigene Oatly machen.

top 7 comments
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[–] [email protected] 6 points 1 year ago (3 children)

Danke für den Artikel.

Man kann sich die Amylase z.B. auf Ebay bestellen, da wird sie verwendet, um Mais/ Getreide in Maische zum Schnapsbrennen zu verwandeln.

In den Anden wird der Maisgries einfach vor der Fermentation kurz durchgekaut. Das hat den selben Effekt. :) Chicha

[–] [email protected] 5 points 1 year ago

Klappt für Hafermilch auch sehr gut, wie dieser Versuch bezeugt Ü

[–] [email protected] 4 points 1 year ago

Absolut richtig!
Amylase kommt auch im Speichel vor. Wenn man ein Stückchen Weißbrot nimmt und es für ne viertel Stunde im Mund lässt, fängt es an, süß zu werden.

[–] [email protected] 2 points 1 year ago

Die Variante gibt es auch mit Reis, um auf eine traditionelle Weise Sake herzustellen :)

[–] [email protected] 1 points 1 year ago

Da war doch mal jemand auf Reddit der selber Hafermilch gemacht hat mit seinem Speichel als Amylasezusatz

[–] [email protected] -5 points 1 year ago (1 children)

Das klingt so, als würden Leser für dumm gehalten. Es ist doch klar, wo der Zucker herkommt, der nicht zugesetzt ist. Und die schlechte Discounterschublade wirkt ebenfalls fehl am Platz.

[–] [email protected] 8 points 1 year ago

Was heißt hier "für dumm gehalten"? Ich habe nur versucht, die Hintergründe dazu so verständlich wie möglich zu erklären...

Und klar ist hier gar nichts. Die Enzyme müssen nicht auf der Zutatenliste angegeben werden.