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Die AfD wolle die Auflösung der EU, heißt es im Leitantrag der Partei. Nach Informationen des ARD-Hauptstadtstudios soll die radikale Forderung nun wieder zurückgenommen werden. Der Beschluss sei "ein Versehen" gewesen.

Die Formulierung sorgte Mitte Juni bereits für Aufmerksamkeit: Gerade war der Leitantrag für die Europawahlversammlung der AfD öffentlich geworden, da berichteten viele Medien über die Präambel, aus der eine deutliche Verschärfung der bisherigen Parteiposition hervorging. Darin steht, die AfD strebe "die geordnete Auflösung der EU an" und dass sie stattdessen eine neue europäische Wirtschafts- und Interessengemeinschaft gründen wolle.

Geschrieben hat den Leitantrag die Bundesprogrammkommission, der auch die beiden Parteivorsitzenden Alice Weidel und Tino Chrupalla angehören. Doch gut zwei Wochen vor der Europawahlversammlung in Magdeburg will eben jene Bundesprogrammkommission von der geordneten Auflösung der EU plötzlich lieber nicht mehr sprechen.

Dem ARD-Hauptstadtstudio liegt das Antragsbuch vor, über dessen Änderungsvorschläge beim Delegiertentreffen diskutiert und abgestimmt werden soll. Die Kommission fordert darin nun, den von ihr selbst formulierten, entscheidenden Passus wieder zu verändern und nur noch vom Ziel einer neuen europäischen Wirtschafts- und Interessengemeinschaft zu reden. Die Begründung für die gewünschte Textrücknahme der Auflösungsforderung: "Redaktionelles Versehen bei der Präambelerstellung ohne Beschlusslage der BPK."

Weidel für "Rückbau" statt Auflösung der EU

Dass solch eine gravierende Forderung ohne einen Beschluss der Bundesprogrammkommission redaktionell "aus Versehen" in einen Leitantrag gerät, klingt etwas skurril. Aus Parteikreisen heißt es, dass vor allem Co-Parteichefin Alice Weidel im EU-Auflösungsstreben ein Problem gesehen habe und daher die Umformulierung vorziehen würde. Auch die Formulierung aus dem Bundestagswahlprogramm 2021 habe sie nicht für geeignet gehalten. Damals hatte die AfD geschrieben, sie halte einen Austritt Deutschlands aus der Europäischen Union für notwendig.

Im Interview mit dem "Stern" erklärte Weidel kürzlich, sie wolle lieber einen "Rückbau" der EU. Grundsätzlich mache "das Konstrukt Sinn" beispielsweise in der gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Wie radikal die Forderung für das Wahlprogramm nun ausfällt, darüber dürfte bei der Versammlung in Magdeburg intensiv gerungen werden.

top 23 comments
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[-] [email protected] 34 points 1 year ago

Meine Hoffnung das es sich hierbei um einen Postillion Beitrag handelt war zu groß

[-] [email protected] 23 points 1 year ago

Zu versuchen in dieser Zeitlinie Satire zu machen ist ein hartes Handwerk, weil man ständig von der Realität ausgebootet wird.

[-] [email protected] 4 points 1 year ago* (last edited 1 year ago)

das es sich hierbei um einen Postillion Beitrag

Ich habe das ernsthaft gedacht und mehr so aus Langeweile auf den Beitrag geklickt. Aber WTF???

[-] [email protected] 21 points 1 year ago

Okay diese neue "Hoppla"-Rhetorik in der konservativ rechten Politik muss sofort wieder ufhören. So viel Inkompetenz hält man ja im Kopf nicht aus.

[-] [email protected] 7 points 1 year ago

Ernüchternd wie viele Wähler sich so billig abspeisen lassen. Das ist doch eine Beleidigung an die Intelligenz der Bürger.

[-] [email protected] 3 points 1 year ago

Manchmal bin ich mir nicht sicher, dass es da viel zu beleidigen gibt.

[-] [email protected] 5 points 1 year ago

Die ist nicht wirklich neu. Die AfD ist außerdem nicht konservativ sondern rechtsradikal. Ein sehr wichtiger Unterschied. Die Darstellung als Konservative ist Teil der Selbstverharmlosung.

[-] [email protected] 3 points 1 year ago

nicht konservativ sondern rechtsradikal

Wenn man der Definition von Verfassungsschutz usw. (radikal = noch mit dem Grundgesetz vereinbar, extremistisch = will die verfassungsgemäße Ordnung grundsätzlich abschaffen) folgt, ist die AfD nicht nur rechtsradikal, sondern mind. in Teilen rechtsextrem. Wobei ich sagen würde, dass sowohl Rechtsradikale als auch -extreme auch konservativ als Teil ihrer Ideologie sind, das reicht halt nur nicht aus, um diese zu beschreiben (und wäre wie du sagst verharmlosend, wenn man es dabei belässt).

[-] [email protected] 15 points 1 year ago
[-] [email protected] 4 points 1 year ago

War wahrscheinlich nur die Katze die sich auf die Tastatur gesetzt hat und ein paar alte Text-Bausteine aus der Zeit vor Brexit und dem Ukraine-Krieg da eingefügt hat.

[-] [email protected] 14 points 1 year ago

Nimmt man die Aussage der AfD ernst ist sie absolut unfähig. Ansonsten ist es einfach nur erbärmlich, für wie blöd die Bevölkerung verkauft werden soll.

Davon abgesehen steht es ja nicht ohne Grund in der Präambel. Das "Versehen" war also maximal, dass es öffentlich wurde.

[-] [email protected] 10 points 1 year ago

Man kennt es. Der Überfall auf Polen war ja damals bekanntlich auch nur ein Versehen. Und wenn dir so ein Fehler nicht rechtzeitig auffällt, dann hast du ganz schnell einen Weltkrieg am Hals.

[-] [email protected] 10 points 1 year ago

Ach, sind wir mal wieder Mausgerutscht?

[-] [email protected] 7 points 1 year ago

Als nächstes werden sie aus Versehen den Sender Gleiwitz überfallen. Sorry, kann ja mal passieren ...

[-] [email protected] 6 points 1 year ago* (last edited 1 year ago)

Never believe that anti‐semites are completely unaware of the absurdity of their replies. They know that their remarks are frivolous, open to challenge. But they are amusing themselves, for it is their adversary who is obliged to use words responsibly, since he believes in words. The anti‐Semites have the right to play. They even like to play with discourse for, by giving ridiculous reasons, they discredit the seriousness of their interlocutors. They delight in acting in bad faith, since they seek not to persuade by sound argument but to intimidate and disconcert. If you press them too closely, they will abruptly fall silent, loftily indicating by some phrase that the time for argument is past. It is not that they are afraid of being convinced. They fear only to appear ridiculous or to prejudice by their embarrassment their hope of winning over some third person to their side.

-- Jean-Paul Sartre

Ich hab zwar den Eindruck, dass für die AfD und den modernen Faschismus allgemein der Antisemitismus im Speziellen etwas aus der Mode gekommen ist (nicht, dass es dort nicht auch mehr als genug Antisemitismus gibt, aber oft reicht es denen scheinbar, gegen Fremde, queere Personen, Linke etc. direkt zu agitieren), aber abgesehen davon beschreibt das den Diskurs der AfD und anderer Faschos mMn ganz gut.

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this post was submitted on 14 Jul 2023
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