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Die Zahl der Zuwanderer nach Deutschland "erfreulicherweise gestiegen", aber die Zahlen reichen nicht aus, sagt Axel Plünnecke, Leiter des Clusters Bildung, Innovation, Migration am Institut der deutschen Wirtschaft Köln.

Deutschland habe noch hemmende Engpässe bei Verfahren und zu wenig Personal in Botschaften und Ausländerbehörden. "Es dauert zu lange, bis potenzielle Zuwanderer Termine bekommen, die Botschaften Anträge bearbeiten, alle zuständigen Behörden zustimmen," so Plünnecke. Wenn eine IT-Kraft aus Mexiko oder Indien nach Deutschland möchte, könne das das Verfahren mehrere Monate dauern. Da geht die Person vielleicht in ein Land, in dem man schneller arbeiten kann.

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[–] [email protected] 3 points 8 months ago (1 children)

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/12/PD22_511_124.html

Die Zahl der Menschen im Erwerbsalter von 20 bis 66 Jahren wird in den kommenden Jahren abnehmen. Aktuell gehören in Deutschland 51,4 Millionen Menschen dieser Altersgruppe an. Selbst bei hoher Nettozuwanderung würde es bis Mitte der 2030er Jahre zu einer leichten Abnahme um 1,6 Millionen Personen kommen. Bei niedriger Nettozuwanderung könnte die Zahl um 4,8 Millionen Personen sinken.

Sprich, alle Stellen sind betroffen, aber natürlich die mehr, wo jetzt schon ein eklatanter Mangel besteht, zB Lehrer und Pflegepersonal.

[–] [email protected] 7 points 8 months ago (2 children)

Ja, aber was nicht erklärt wird, ist wieso unser Produktivitätszuwachs das nicht kompensiert.

Wir haben 2.5% Wirtschaftswachstum, das bedeutet das irgendwo 2.5% effizienter gearbeitet wird und man für das gleiche Geld 2.5% mehr Leistung über Zeit macht, bzw. weniger Zeit für das gleiche Geld und den gleichen Output braucht. Und zwar ca. 2% pro Jahr. Während die Abnahme von 1.6/51.4 (3.11%) über 6 Jahre nur ca. 0.5% pro Jahr sind.

Es ist immer ein Wettbewerb dazwischen für wie billig wir Arbeitskraft kriegen und wieviel Drecksarbeit wir sie machen lassen.

Wenn ich 2000 Azubis für umsonst kriege, kann ich mit denen auch öffentliche Plätze mit Zahnbürsten putzen. Wenn die denn fehlen, kann man sich überlegen ob die tatsächlich "fehlen" oder ob man einfach vllt. nicht öffentliche Plätze mit Zahnbürsten reinigt. Gleiches Argument, nur Gesamtwirtschaftlich.

Was auch nicht erklärt wird, ist

eklatanter Mangel besteht, zB Lehrer

Wie da die Ausbildungssituation aussieht. Nur weil Lehrer fehlen, bedeutet das nicht das wir Lehrer importieren müssen. Man könnte auch gut behandeln, gut bezahlen und selbst ausbilden. Wird das getan? Nein? Also warum reden wir dann über Einwanderung? Damit wir dann Einwanderer schlecht behandeln, schlecht bezahlen und nicht ausbilden?

Ist das die Logik?

"Lehrer müssen geknechtet werden. Einheimische lassen sich nicht knechten. Ergo brauchen wir Einwanderung"?

"Ich mache die Regeln nicht, ich wende sie nur an um menschliches Leiden zu maximieren?"

[–] [email protected] 4 points 8 months ago (1 children)

Gleiches Argument, nur Gesamtwirtschaftlich.

Das Argument funktioniert nur, wenn es auch wirklich diese Aufgabe "öffentliche Plätze mit Zahnbürsten reinigen" gibt/gab. Du kannst natürlich mit einem höheren Gehalt, besseren Bedingungen, etc etc Arbeitskraft von einem zum anderen Arbeitsplatz ziehen. Wenn du aber insgesamt zu wenig Arbeitskraft hast und es eben diese unnötigen Aufgaben nicht als Einsparpotential gibt, dann bricht dir diese Logik zusammen.

Ich sehe übrigens auch gar nicht warum man nicht beides fordern kann, besser Bedingungen UND Einwanderung um den Arbeitsmarkt zu füllen.

[–] [email protected] 3 points 7 months ago

Fragt sich wie man unnötig definiert, aber grundsätzlich ist eine kapitalistische Arbeitsallokation nicht gesellschaftlich nützlich, denn es werden die Interessen der Reichen zu stark gewichtet und unbezahlte (care-) Arbeit wird nicht mal von der kapitalistischen Logik erfasst. Wir haben zum Beispiel keinen Mangel an Leuten die Superjachten bauen, während es in der Pflege an Personal mangelt. Im Angesicht der steigenden Ungleichheit verschärft sich dieses Problem weiter, da hilft nur 1) Umverteilung und 2) mehr Lohn im öffentlichen Sektor. Einwanderung oder nicht spielt da keine Rolle, wenn wir dieses Problem nicht lösen importieren wir nur Jachtenbauer...

[–] [email protected] 3 points 7 months ago (2 children)

Anderer Blickwinkel: Der nie endende Produktivitätszuwachs macht uns kaputt. Die gleichen Jobs sind teilweise heute so viel stressiger als noch vor ein paar Jahren, weil Arbeit verdichtet, Pausen wegökonomisiert und Arbeitbereiche wirtschaftlich effizient zusammengelegt werden. Ich arbeite in der psychosomatischen Rehabilitation und hab für meine Berichte inzwischen einen Textbaustein darüber, wie die Arbeitsverdichtung in Branche XY zum Burnout geführt hat, weil das einfach so häufig Thema ist.

[–] [email protected] 4 points 7 months ago (1 children)

Das ist kein anderer Blickwinkel, das ist genau das was ich meine. Wenn die Wirtschaft ständig wächst, dann müsstest du jetzt entweder weniger Arbeit haben gemessen in zeitlichem Aufwand. Oder mehr Geld. Oder mehr Kollegen und weniger Stress. Und zwar happig. 2% jedes Jahr summiert sich überraschend schnell.

Die Variante das alles gleich bleibt bzw. schlechter wird genau das eine Ding was wegen "Wachstum" nicht eintreten können sollte, aber Realität ist.

Deswegen bin ich bei Artikeln wie dem hier immer so wütend, weil irgendjemand schummelt hier mit Zahlen. Und ich bins nicht und ich nehme mal an du bist es auch nicht. Der Professor sagt "trust me bro". Ministerien schweigen oder sagen "Jaaaa, das mit weniger als 40 Stunden ist gerade gaaaanz schlecht.", "Mindestlohn bitte nur 10cent Erhöhung, wegen der Wirtschaft", oder so.

[–] [email protected] 1 points 7 months ago (1 children)

Oder mehr Kollegen und weniger Stress.

Wär meine bevorzugte Variante. Und dafür brauchen wir mMn ordentlich Einwanderung, und leichteren Zugang in den Arbeitsmarkt für Zugewanderte.

[–] [email protected] 1 points 7 months ago (1 children)

Jupp, absoluter No-Brainer für Angestellte, sich Zuwanderung zu wünschen. Deswegen findens Arbeitgeber auch so geil. Weil die ihre Angestellten so gerne haben.

[–] [email protected] 1 points 7 months ago (1 children)

Ich seh deine Ironie, versteh aber nicht worauf du hinaus willst. Weil mein Arbeitgeber Zuwanderung will, bin ich jetzt dagegen?

Ich finde es spricht absolut nichts dagegen, das nützliche mit dem schönen (d.h. "humanistisch richtigem") zu verbinden. Einwanderung ist wichtig für die, die einwandern, und für uns. Und ich glaube nicht, dass das automatisch mit schlechteren Arbeitsbedingungen einhergeht. Gegen Dumpinglöhne haben wir bessere Hebel, als uns allen das Leben durch prekäre Stellenschlüssel schwer zu machen.

[–] [email protected] 2 points 7 months ago* (last edited 7 months ago) (1 children)

Und genau das halte ich für inhaltlich falsch. Liberale Zuwanderung ist gesamtgesellschaftlich und vorallem für den überwiegenden Teil der Gesellschaft ein Minusgeschäft hinsichtlich der individuellen ökonomischen Situation und der Lebensqualität. Man kann es aus humanistischen Gründen ja trotzdem fordern, aber es vor diesem Hintergrund als Gewinn verkaufen zu wollen, halte ich für Augenwischerei.

[–] [email protected] 1 points 7 months ago (1 children)

Dann argumentier mal, warum das der Fall sein sollte, wenn wir uns inhaltlich einig sind, das sinkende Arbeitnehmerzahlen ein Problem sind.

[–] [email protected] 2 points 7 months ago (1 children)

Da sind wir uns nicht einig. Sinkende Arbeitnehmerzahlen sind ein deutlich kleineres Problem als sie oft dargestellt werden, weil Boomer nunmal oft auf Posten sitzen, die schon längst wegrationalisiert wären, wenn man sie denn losbekäme. Ganz grundsätzlich bin ich außerdem davon überzeugt, dass ein Arbeitnehmermarkt ein gesünderes wirtschaftliches Umfeld als ein Arbeitgebermarkt ist, denn einerseits wird Arbeit wird dadurch dort alloziert, wo sie ökonomisch den meisten Wert stiftet und andererseits sind Arbeitnehmer nunmal das eigentliche Rückgrat der Wirtschaft. Dass es der Anspruch einer sozial-bewussten Demokratie sein sollte, möglichst viele Menschen in ihrem Einflussbereich besser zu stellen, ist da ein fast schon nebensächlicher Grund, der ebenfalls dafür spricht, den Markt auf die Arbeitnehmerseite zu kippen.

[–] [email protected] 1 points 7 months ago* (last edited 7 months ago) (1 children)

Aber das ist doch eine Frage des Maßes, oder nicht? Du wirst ja wahrscheinlich nicht behaupten, das weniger Arbeitnehmer auf jeden Fall immer besser sind - irgendwann ist es einfach zu viel Arbeit für die verfügbaren Leute. Und in vielen Branchen ist dieser Punkt längst erreicht. Da spreche ich aus meiner eigenen Erfahrung und der meiner Patient:innen, denn wie gesagt, Arbeitsverdichtung und Stellenabbau ist einer der häufigsten Gründe, warum Arbeit letztendlich oft krank macht.

Das Wegrationalisieren der Boomer-Posten klingt auf dem Papier gut, führt aber auf an vielen Stellen ganz real dazu, dass Arbeit immer anstrengender wird.

[–] [email protected] 1 points 7 months ago* (last edited 7 months ago)

Wenn es zu viele Arbeiter gibt, dann sinken die Löhne.

Wenn es zu wenige Arbeiter gibt, dann wird die Arbeit anstrengender.

Beides ist nicht optimal.

Jedoch: wenn es weniger Menschen gibt, dann braucht es auch weniger Lehrer/Pflegepersonal.

[–] [email protected] 1 points 7 months ago

Ja, genau, und dann kommen noch dauernde Anrufe "Kannst du bitte einspringen? Wir sind unterbesetzt und Kollege XY ist ausgefallen." Die Unterbesetzung kommt dadurch, dass alles bis aufs letzte eingespart wurde, auch beim Personal.