this post was submitted on 04 Aug 2023
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[–] [email protected] 62 points 1 year ago (3 children)

Unsere Gesellschaft ist zur Anpassung im privatesten Lebensraum genötigt, bis tief in die Mittelschicht. Egal, wie viel dort gearbeitet und wie gut dort verdient wird: Die meisten werden sich nie, so wie die eigenen Eltern im gleichen Alter, eine Immobilie kaufen können. Und die, deren Eltern sich nichts gekauft haben, können nicht mal Wohnraum erben. Gleichzeitig müssen die jüngeren Generationen mit deutlich geringeren Renten rechnen – bei zukünftig noch höheren Mieten.

Ach? Schön dass das langsam mal ankommt. Ich hatte schon die Befürchtung, ich würde mit dieser Ansicht von einer Blase zur nächsten taumeln.

[–] [email protected] 18 points 1 year ago (2 children)

Wenn man gut verdient, sich aber wohnen nicht leisten kann, verdient man nicht gut.

[–] [email protected] 24 points 1 year ago

verdient

Wir müssen mal davon weg kommen diesen Begriff für die Menge an Geld die jemand bekommt zu verwenden. Einerseits verdienen die Reichen oft nicht das was sie bekommen, andererseits haben es auch die Ärmeren nicht verdient so wenig zu bekommen.

[–] [email protected] 10 points 1 year ago

Du hast völlig Recht, allerdings meint man mit "gut verdienen" nunmal "gut im Vergleich zu anderen" und nicht "gut im Vergleich zum Preisniveau" oder sogar "gut im Vergleich zur Produktivität". Das ist auch irgendwo natürlich, weil Gehälter tatsächlich relativ zu anderen Gehältern bewertet weren. Menschen nehmen sogar lieber weniger Geld, wenn sie dafür etwas mehr Geld als andere haben können.

[–] [email protected] 5 points 1 year ago (1 children)

London is calling. WG’s für normale Arbeitnehmer war da schon vor 15 Jahren üblich. Hatte damals mal n Freund besucht und war auf Jobsuche. Einer schlief- literally - in einer Abstellkammer in der nur ne Matratze rein passte. Hab nich gegen London entschieden. Btw. Häuser konnten sich nur Banker leisten.

[–] [email protected] 2 points 1 year ago

Harry Potter war seiner Zeit voraus

[–] [email protected] -3 points 1 year ago (1 children)

Ist es wirklich so dass es unsere Eltern einfacher hatten? Oder hat man nicht schon immer Kapitel aus anderen Quellen gebraucht um eine Immobilie zu finanzieren?

Um es mit den Eltern zu vergleichen halte ich es für sinnvoll eine Generation nach hinten zu blicken, also etwa 30 Jahre. Und tatsächlich war es 1993 schwieriger eine Immobilie zu kaufen, jedenfalls für den Durchschnittsverdiener. Der erschwinglichkeitsindex für Immobilien (grob immobilienkosten/netto Lohn) war 1993 etwa 30% niedriger, heißt es war teuer.

Während der 90er wurde es aber schrittweise bezahlbarer, am erschwinglichsten war es 2011, seitdem wird es wieder teuer. Aktuell ist es so schwer wie 2002, das ist keine erfreuliche Entwicklung, unsere Eltern hatten es aber noch schwerer.

https://www.kreditvergleich.net/statistiken/immobilienpreise-deutschland/

[–] [email protected] 20 points 1 year ago (2 children)

Wenn das so weiter geht gibt's irgendwann wieder Schlafgänger

[–] [email protected] 5 points 1 year ago

Schlafgänger klingt so langweilig. Nennen wir es CoLiving! Oder SharedLiving! SocialSleeping!

[–] [email protected] 5 points 1 year ago (3 children)

Wobei die beschriebenen Probleme eigentlich nur auf die Städte ab etwa Millionengröße wirklich zutreffen. In den großen Städten im Ruhrgebiet können sich arbeitende Menschen noch ganz gut allein mehrere Zimmer nahe der Innenstädte leisten, Mieten für ordentliche Wohnungen liegen so bei 10 €/qm kalt. Wenn man also bei der Wahl des Lebensmittelpunkts nicht wie ein Lemming in eine der top 10 Städte rennt und dort noch Innenstadtlage verlangt ist es gar nicht so wild eigentlich.

[–] [email protected] 13 points 1 year ago* (last edited 1 year ago) (1 children)

Wenn man also bei der Wahl des Lebensmittelpunkts nicht wie ein Lemming in eine der top 10 Städte rennt und dort noch Innenstadtlage verlangt ist es gar nicht so wild eigentlich.

Die Leute in Deutschland gehen nicht "blind wie die Lemminge" in die Großstädte, weil es "cool" ist, sondern weil sie etwas ganz Konkretes suchen und zwar Urbanität. Urbanität ist nichts genuin megametropoliges - solche gibt es in Deutschland ja eh nicht -, sondern ein Phänomen, das sich aufgrund der hohen Bodenpreise in echten Großstädten auch entgegen von stadtplanerischen Widerständen durchsetzen kann. Wenn man Urbanität aber einfach auch in Kleinstädten zulassen würde, dann würde sich die Wohungsnachfrage auf mehr Städte verteilen und es gleichzeitig mehr Wohnraum geben. Der status quo ist aber nunmal, dass es Urbanität derzeit nur in ganz wenigen Stadtvierteln ganz weniger deutscher Städte gibt.

In den großen Städten im Ruhrgebiet können sich arbeitende Menschen noch ganz gut allein mehrere Zimmer nahe der Innenstädte leisten, Mieten für ordentliche Wohnungen liegen so bei 10 €/qm kalt.

Menschen wollen nicht in Innenstädten leben, sondern in urbanen Nachbarschaften, die sich durch die niedrigschwellige Verfügbarkeit von Ammenities wie gastronomisch vielfältigen Einrichtungen, Kulturveranstaltungsorte, Begegnungsstätten, Betreuungseinrichtungen, etc.. Das Konzept einer monozentrischen Stadt, die sich um eine am Massenkonsum orientierende und homogenisierte Innenstadt herum zyklisch aufbaut, steht dem sogar entgegen. Eine Urbanität maximierende Stadt ist polyzentrisch um Knotenpunkte des innerstädtischen ÖPNVs herum aufgebaut und stark durchmischt.

[–] [email protected] 1 points 1 year ago (1 children)

Das klingt tatsächlich sehr interessant. Gibt es auf der Welt bekannte Städte, die das schon befolgen?

[–] [email protected] 1 points 1 year ago

Du wirst es nicht glauben: Das Ruhrgebiet.

Aber das werden nur Leute verstehen, die schon mal da waren und nicht mehr das 70er Bild mit stinkenden Kohleschächten im Kopf haben.

Im Ruhrgebiet weisst du nicht, wann die eine Stadt auf und die andere anfängt. Prosperierende Zentren Ddorf, Essen und Dortmund (West bis Ost) mit ner Menge Kultur. Dazwischen noch ne Menge Städte von Assi bis Xtrme Wealthy. Mieten von A bis Z.

[–] [email protected] 7 points 1 year ago (1 children)

Gibt es denn in den Städten entsprechend Arbeitsplätze, mit denen man sich die Miete gut leisten kann?

Wieviel es kostet ist letztlich egal. Entscheidend ist, wieviel man sich vom lokalen Einkommen leisten kann. (In allen Einkommensschichten)

[–] [email protected] 3 points 1 year ago

Ja, im Ruhrgebiet sind allgemein die Gehälter vergleichsweise hoch, so dass man sich die Wohnungen ganz gut leisten

[–] [email protected] 3 points 1 year ago (1 children)
[–] [email protected] -4 points 1 year ago* (last edited 1 year ago) (3 children)

In den meisten Branchen findet man durchaus auch Jobs abseits der bekannten Namen und Hypestädte. Muss man allerdings sorgfältiger suchen für. Tatsächlich verstehe ich aber weder die Unternehmen, die in Hypestädten bleiben oder da sogar hingehen, noch die Politiker, die das fördern. Bezüglich Wohnraum, Verkehr und gesellschaftlicher Entwicklung müsste man meiner Meinung nach größere Unternehmen eher aus den Zentren ins Umland verdrängen als sie reinzulocken. Dort, wo sehr hohe Mieten sind, sind diese Mieten ein Signal für "diese Stadt ist voll". Man sollte dieses Signal ernst nehmen und woanders hin gehen wo nicht voll ist. Dann hätten wir auch weniger strukturschwache Regionen und sterbende Dörfer. Stattdessen wird speziell auf diese Städte (die eine Minderheit der Wohnungen in D enthalten) zugeschnittene vermieterfeindliche Überregulierung geschaffen, die Wohnraumvermietung überall, wo es eigentlich noch ganz gut funktionierte, noch unattraktiver gemacht hat, so dass es jetzt auch dort vermehrt zu Mangel kommt. Je mehr die Politik in den letzten Jahren den Markt außer Kraft gesetzt hat, desto schwieriger wurde es für Mieter. Aber hey, dass Probleme durch die ergriffenen Maßnahmen größer werden liegt meist in der Natur des Populismus, dafür wurden die gewählt.

[–] [email protected] 15 points 1 year ago* (last edited 1 year ago) (1 children)

Und wieder die Mär von der vermieterfeindlichen Politik...

Ich habe in einer Immobilienverwaltung gearbeitet. Keiner der Vermieter, ob eine einzelne Eigentumswohnung oder 20 Altbauten mit 300 Wohnungen musste leiden, oder konnte keine ordentliche Rendite erzielen.

Im Gegenteil die Nachfrage war so hoch, dass Häuser, die früher für 20 Jahre Nettokaltmieten gehandelt wurden dann für 30-50 Jahre Nettokaltmieten gekauft wurden. Die Renditen sind nicht beim Vermieten runtergegangen, sondern beim Einkauf, weil die Nachfrage so hochgegangen ist, und Geld so billig war.

Ich weiß auch nicht welche Gesetze vermeintlich Vermieterfeindlich sein sollen. Etwa, dass die Wohnungen keine Gefahr dür die Mieter darstellen dürfen, und man Rauchmelder anbringen und sie Warmwasserinstallation auf Legionellen untersuchen muss? Oder die Gesetze, die die beliebige Erhöhung der Mieten auf 15 bzw. 20% in drei Jahren begrenzen, und bei Neuvermietunf nur 10% über der ortsüblichen Miete erlauben? Die aber keinerlei Sanktionen bei Verstößen haben, sodass Vermieter schlimmstenfalls das widerrechtlich abgezockte Geld wieder zurückzahlen müssen? Oder etwa die schlimmen Gesetze zur Modernisierungsumlage, die den Vermietern 8 bzw. 11 % Rendite für die Modernisierungskosten garantieren? Oder meinst du die Baugesetze, die erfordern, dass Häuser nicht aus Pappe gebaut werden, sodass die Mieter das 4x an Heizkosten wie im Altbau haben?

[–] [email protected] 3 points 1 year ago (1 children)

@fxr0d

Das stimmt zwar, aber bzgl. Hamburg Berlin und München ist es ja so, das alles was irgendwie an deren Verkehrsnetz angebunden ist gehört quasi schon zur Stadt.

Das heisst, die Städte die übrig bleiben sind meistens Kleinstädte in der es zwar *einen* Job geben mag, aber wenn man in ein paar Jahren ggf. wechseln will oder es nicht läuft, ist man richtig angeschmiert.

[–] [email protected] 1 points 1 year ago

Ja stimmt, da sollte man sich Gedanken über so was wie Dezentralisierung machen. Also Teile des Umlands zu weiteren Zentren ausbauen, das hat zumindest im Ruhrgebiet einige Vorteile.

[–] [email protected] 2 points 1 year ago (1 children)

Dann hätten wir auch weniger strukturschwache Regionen und sterbende Dörfer.

Sterbende Dörfer sind keine schlechte Sache, sondern eine Zeichen für und eine unausweichliche Begleiterscheinung von gesellschaftlichem und wirtschaftlichem Fortschritt.

[–] [email protected] 1 points 1 year ago (1 children)

Ich finde das nicht sehr fortschrittlich, wenn jede Menge Leute sich auf einem Haufen knubbeln und dabei Wohnraum zum Luxusgut wird und der Verkehr entweder überhand nimmt oder die Mobilität aufs lokale Stadtgebiet beschränkt wird. Insbesondere wenn man sich mal genauer ansieht, was das Aufwachsen in beengtem großstädtischem Wohnraum mit Beschwerdenachbarn und mangelhaften Bewegungsmöglichkeiten draußen mit Kindern macht, würde ich das als gesellschaftlich äußerst nachteilig sehen. Aber ich wollte in so was auch mein Leben lang noch nie wohnen, mich stresst diese Enge und Bevölkerungsverdichtung extrem. Mir reichts, wenn ich gelegentlich zum Arbeiten da rein muss und dann sehe wie ätzend es in Innenstädten von Großstädten ist. Dass es Leute gibt, die das da schön finden, weiß ich, aber mir ist echt ein Rätsel, wie man das fortschrittlich finden kann.

[–] [email protected] 1 points 1 year ago* (last edited 1 year ago)

Wohnraum zum Luxusgut wird und der Verkehr entweder überhand nimmt

Genau das hier sind keine genuin städtischen Phänomene, sondern das Resultat schlechter Politiken, die oft sogar direkt mit Landförderung zu tun haben.

in beengtem großstädtischem Wohnraum mit Beschwerdenachbarn

Generell bringt Ballung erheblich mehr Vorteile als Nachteile. Natürlich gibt es aber wie bie vielen guten Dingen trotzdem ein Übermaß und daher auch einen Kipppunkt, wo die positive Attribut Ballung in ein negatives umkippt - Kowloon Walled City, fällt dabei ein. Von solche Zuständen sind wir aber weit entfernt und werden wir wahrscheinlich nie in Deutschland sehen. Bis dahin gilt: Ballung ist immer positiv.

Um auf dein konkretes Argument mit den "Beschwerdenachbarn" zurückzukommen: Ich persönlich habe ja den Eindruck, dass auf dem Land und in der EFH-Siedlung mehr beschwert wird als in der Stadt.

mangelhaften Bewegungsmöglichkeiten draußen mit Kindern macht

Bewegungsmöglichkeiten in der Stadt gibt es wenige, weil es viele Menschen auf dem Land gibt und es daher viele Autos in der Stadt gibt. Autos stehen durchschnittlich 96.7% ihres Leben nur herum und fressen Platz, der sobald privater Autobesitz in Städten obsolet gemacht, wird frei wird - durch polyzentrische Stadtplanung, ein gutes ÖPNV-Angebot, das netzartig statt sternförmig organisiert ist, radikaler Ausbau von Radwegen, großzügig geförderete Carsharing- und Lastenrad-Angebote. Da wird enorm viel Spielplatz frei. Die Stadtlandschaft wird grüner, sicherer und einladender. Eigentlich wird die Stadt alles, was Menschen auf dem Land suchen, nur eben mit Ballungsvorteilen - intellektuelle Spillovereffekte, niedrigschwellige Freizeit-, Kultur-, Bildungs-, Betreuungs-, (...)-, Angeboten. Es ist übrigens empirisch belegt, dass selbst in den Niederlanden, das ohnehin schon das am dichtesten besiedelte Land des Westens (ausgenommen Vatikan, Monaco, Gibraltar) ist, es immer noch einen signifikanten, positiven Effekt zwischen Ballung und Bildungserfolg gibt. Salopp gesagt, halten wir uns durch unsere verhunzte Stadtplanung dümmer, als wir sein müssten. Superspannendes Thema, das du da anbringst, denn ich bin fest davon überzeugt, dass Eltern, die "für die Kinder" aufs Land ziehen einen Fehler machen. Meistens steckt dahinter also wohl Unwissen bezüglich der negativen Effekte des Landlebens auf Kinder und insb. Jugendliche, aber oft wahrscheinlich auch schlicht die eigene Präferenz: weil sie mit Kindern eh keine Zeit mehr haben, ihr urbanes Leben fortzuführen und die städtischen Amenities zu nutzen. Sie haben für sich das Stadtleben verbraucht und werfen es daher weg, obwohl es für die Kinder noch großen Nutzen bringen würde.

Aber ich wollte in so was auch mein Leben lang noch nie wohnen, mich stresst diese Enge und Bevölkerungsverdichtung extrem. Mir reichts, wenn ich gelegentlich zum Arbeiten da rein muss und dann sehe wie ätzend es in Innenstädten von Großstädten ist

Ich finde das völlig in Ordnung. Du hast durchaus das Recht in Gegenden mit niedrigen Ballungsgraden zu leben. Allerdings darfst du mir dann halt nicht die Kosten für deinen Lebensstil aufbürden. Das heißt dann aber auch ganz konkret: Mit dem Auto in die Stadt fahren, ist dann nicht mehr drin. Auch in einer hochgradig geballten Stadt, würde es an den Rändern (oder zwischen den urbanen Zentren einer Stadt) Platz für räumlich aufgelockertere Wohnformen geben. Ich persönlich vermute aber, dass die meisten Menschen zwischen 15 und 50 die urbanen Nachbarschaften bevorzügen würden, wenn sie denn mal eine echte gesehen hätten. Ich schau im Zentrum meiner +500.000er Stadt übrigens ins Grüne raus.

[–] [email protected] 1 points 1 year ago

Immer positiv denken! Äh... zumindest wohnt man nicht mehr zu Hause?