this post was submitted on 15 Feb 2024
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Ich habe in die Runde gefragt, was die schlimmsten Bücher der Schulzeit sind. Und... Nun sagen wir mal, ich habe viele Wunden aufgerissen.

Upsi.

Auch wenn nicht jedes Buch schlecht ist, wurde doch so manches Buch durch schlechten Unterricht zu einem schlechten Buch. Eigentlich wirklich schade.

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[–] [email protected] 2 points 9 months ago (1 children)

für Romane macht das kaum jemand

Wenn man sich nicht vorstellen kann, das jemand sich diese Mühe macht, und es deshalb nicht für plausibel hält, wird man sich natürlich nicht davon überzeugen können, weil man sich selbst nie die Mühe machen wird, einen Roman so genau zu lesen.

Niemand wird dazu gezwungen, ein Buch zu schreiben. Die meisten Schriftsteller hatten keine Mindestseitenzahlen zu erfüllen. Wenn etwas da steht, hat das meistens zumindest irgendeinen Grund. Wahrscheinlich hat es sogar in jedem Schundroman einen Grund, nur einen weniger kreativen.

viele der klassischen Literaturkritiker-Favoriten (also die Bücher die bei den Leuten beliebt sind die quasi nichts mögen was populär oder unterhaltsam ist)

Das ist einfach nur das typische Hochkultur-Bashing, was soll man dagegen sagen. Du kannst es dir nicht vorstellen, aber es gibt Leute, die alte Bücher nicht nur zur bildungsbürgerlichen Selbstbefriedigug lesen. Was man unterhaltsam findet, ist eben von Person zu Person unterschiedlich.

[–] [email protected] 1 points 9 months ago (1 children)

Ich selber lese ständig Bücher aller möglichen Genres und Alterskategorien und ich kann mir nicht vorstellen dass ausgerechnet die Autoren die scheinbar 90% der Regeln von gutem World Building, Character Development, Spannungskurven, Wortwitz,... alle nicht kennen oder ignorieren (und nicht in der "lass uns mal probieren was passiert wenn wir absichtlich diese Regel ignorieren“ Art und Weise) bei jedem Wort und der Wahl jedes Adjektivs tiefere Bedeutung in ihren Werken verstecken.

Was ich mir dagegen sehr gut vorstellen kann ist dass es eine Reihe von Literaturkritikern gibt die eine konträre Natur haben und deshalb alles populäre nicht mögen und sich dann im Nachhinein ein Narrativ zurecht legen wo ihre Sicht die viel bessere und einzig richtige ist, vor allem wenn sie dafür auch noch bezahlt werden oder Aufmerksamkeit bekommen.

Man kann ja ähnliche Effekte aktuell bei den ganzen Politik-Influencern sehen (bzgl der bezahlt/Aufmerksamkeitssache und wie es Leute dazu bringt allen möglichen Unfug zu erzählen und sich vielleicht sogar selbst einzureden)

[–] [email protected] 2 points 9 months ago* (last edited 9 months ago)

Worldbuilding, character development und Spannungskurven sind einfach keine Kategorien, mit denen man sich einem 100 Jahre alten Buch nähern kann. (Oder von was für Büchern redest du?) Es gibt keine Regeln für gute Texte. Es gibt ästhetische Ideale, die ein Autor verfolgen kann, die sich über die Zeit ändern und es ist gerade das Spannende an solchen Texten, eine Ästhetik zu erleben, die den eigenen Erwartungen widerspricht.

Um die These mit den Details etwas verteidigbarer und weniger pauschal zu machen: es gibt natürlich bedeutsamere und weniger bedeutsame Details und in einem Roman werden die kleinsten Teile weniger zum Ganzen beitragen als in einem Gedicht. Aber in einem Werk, das einen gewissen künstlerischen Anspruch an sich selbst stellt, ist es immer möglich, dass auch scheinbar kleine Dinge bedeutsam sind. Und oft sind das in solchen Texten symbolische Beziehungen, was in 0815-Romanen halt eine eher geringe Rolle spielt. Die Aufgabe von Deutschunterricht wäre, die Augen für solche Interpretationsmöglichkeiten zu öffnen, was aber natürlich nicht geht, wenn die Schüler bei jeder symbolischen Deutung sofort prätentiöse Überinterpretation vermuten (und wenn der Deutschlehrer nicht interpretieren kann, wie es meistens der Fall ist). Damit schießen die Schüler sich übrigens nur selbst ins Knie, weil 1. die Texte ohne die symbolische Ebene stinklangweilig sind, und 2. wenn man erst mal den Blick dafür verschärft hat, an den unverhofftetsten Ecken auch in populäreren Texten Beziehungen erkennbar werden, was das ganze Kulturkonsumerlebnis unwahrscheinlich bereichern kann. Es gäbe so viel zu entdecken, wenn man mal für fünf Minuten den antiintellektuellen Beißreflex aufgeben würde.

Das mit den Literaturkritikern verstehe ich nicht wirklich, sorry. Ich bin auch kein Freund von Kanonbildung und halte Goethe, Schiller und diese Leute nicht für den Höhepunkt der deutschen Literatur, aber ich würde nicht sagen, dass man den Klassikerstatus aller Autoren nur daran festmachen kann, dass sie unpopulär sind (und damit schlecht, denn der Massengeschmack irrt nie), und irgend ein Edgelord sich damit profilieren wollte, sie für toll zu erklären (wenn das das ist was du sagst, ich verstehe es wie gesagt nicht ganz).