this post was submitted on 05 Dec 2023
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Sehr interessant und durchaus plausibel, nur eine kleinere Anmerkung.
Ein europaweites Stromnetz, funktioniert gerade mit erneuerbaren super. Die Bedingungen unterscheiden sich vielleicht nicht zwischen Belgien und den Niederlanden allzu spürbar, aber zwischen Belgien und Italien (bsw.) sehr wohl. Ja, Atomkraftwerke produzieren immer überall gleich viel Energie. Diese angebliche Stärke ist tatsächlich eine ihrer Schwächen. Bei Erneuerbaren ist es sehr wohl ortsabhängig, was ein großer Vorteil ist.
Statstisch gesehen reduziert sich das Risiko einer kompletten Flaute (kein Wind, keine Sonne) natürlich umso größer der Bereich ist, den man betrachtet. Das bedeutet mit einer vernünftigen Verteilung und einem europaweiten Stromnetz, sind Erneuerbare praktisch grundlastfähig (eigentlich trifft das auch schon deutschlandweit zu, aber größer ist in diesem Fall tatsächlich noch besser).
Also auch wenn Frankreich den europäischen Strommarkt tatsächlich genutzt hat, um die eigenen Schwächen im Ausbau zu kaschieren, so ist dasselbe Konzept, wenn es um erneuerbare geht, tatsächlich so gewollt.
Du hast Recht, eine größere Verteilung von Erneuerbaren, ebenso wie einige Länder mit nuklearer Grundlast neben solchen mit Batteriespeichern für den selben Zweck machen das Ganze stabiler.
Aber eben auf die tatsächliche Realität wollte ich hinweisen. Das System funktioniert, sowohl national -egal ob mit Atomstrom oder ohne- als auch als Ganzes. Das System hat auch bisher einigermaßen funktioniert... aber wie es funktioniert (Atomenergie ist teuer aber ermöglicht uns über das Jahr 'ne Menge CO2-Reduktion durch Herunterfahren von Kraftwerken und Importe aber funktioniert wirtschaftlich nur durch die Exporte und benötigt dann zu anderen Zeiten Importe, auch wenn wir dafür extra Kohlekraftwerke hochfahren müssen) wurde völlig verzerrt. Es wurden Märchen erzählt vom preiswerten Atomstrom -tatsächlich Preisdeckel in Frankreich-, von teuren Erneuerbaren und bis heute, und erst recht seit Deutschland Reaktoren abgeschaltet hast, von den französische Reaktoren, die und davon abhalten zu erfrieren, wenn es exakt umgekehrt ist.
Und jetzt funktioniert der Ausbau dieses Systems zu kohlenstofffreier Produktion vorn und hinten nicht im passenden Tempo. Weil immer noch die eine Hälfte die andere bekämpft auf Basis dieser Desinformation, die jahrelang gestreut wurde. Es ging mir nicht darum, dass Frankreichs hohe Exporte übers Jahr (immerhin wurde auch da der Strom preiswert exportiert, eben weil ein Überschuss vorhanden war, der zu jedem geringen Preis besser verkauft ist, als ihn verfallen zu lassen) schlecht waren, sondern darum, dass niemand ehrlich über das Thema gesprochen hat. Im Gegenteil: aus Frankreich hat Überschuss und verkauft diesen preiswert wurde Atomenergie ist preiswert; aus Deutschland reaktiviert im Winter Kohlekraftwerke (oder lässt wie letztes Jahr die letzten Reaktoren noch unplanmäßig ein paar Monate weiter laufen) -nur für den Fall, dass sie den Strom exportieren müssen- wurde eine Story von den Idioten, die ihre Reaktoren mutwillig zerstören, obwohl sie ohne französische Reaktoren frieren würden.
Wenn ich in Deutschland (oder auch anderen Ländern, die keine Atomkraftwerke bauen wollen) jemanden frage, was er von Atomenergie hält, ist die breite Mehrheit entweder dagegen und informiert über die Alternative durch Erneuerbare (oft inklusive tatsächlicher Argumente wie Machbarkeit beider, aber wirtschaftlicher, technischer oder demographischer Gründe für Erneuerbare) oder dafür, aber durchaus mit der Einschränkung, dass Entscheidung vor Jahrzehnten getroffen wurde und man nun halt mit den Tatsachen leben muss. Und dann gibt es die Minderheit, die lautstark darüber flucht, wie böse Grüne die Energieversorgung zu Grunde richten, weil Erneuerbare nicht funktionieren, Speicher Science-fiction sind und Atomenergie doch um ein Vielfaches preiswerter.
Und jetzt raten wir mal alle, welche dieser Gruppen die andere als ideologisch verblendet bezeichnet... In Ländern mit Atomenergieplänen werden die dann noch zur Mehrheit.
Wie gesagt, es ging nicht um Atomenergie per se oder darum, dass es keine (oder eine schlechtere) Alternative ist. Es ging darum, dass verdammt nochmal niemand über die Realittät redet: Atomenergie funktioniert nur mit Nachbarn, die fossile Brennstoffe nutzen, oder mit Langzeit-Speichern. Was dann automatisch zur Folge hat, dass reine Atomenergie wirtschaftlicher Wahnsinn ist, wenn Atomenergie + Erneuerbare existieren (denn Speicher werden eh gebraucht). Atomenergie ist außerdem teuer. Genau wie Netze mit genügend Kurzzeit-Speichern, um ohne klassischen Grundlast auszukommen. Der Vergleich aber findet nicht statt.
Stattdessen haben wir (und tun es auch noch heute) von einer Phantasiewelt halluziniert, in der Atomenergie eigenständig funktioniert, auf magische Weise immer das produziert, was gerade benötigt wird und dabei wirtschaftlich ist, während Erneuerbare nicht funktionieren, weil die entweder eh teuer sind, oder weil die benötigte Speicherinfrastruktur völlig unmöglich und unbezahlbar ist, während Atomenergie natürlich nichts davon braucht.
Nichts von meine Ausführungen war ein Argument gegen Atomenergie. Es war aber definitiv ein Argument gegen die Propaganda und Desinformation aus deren Kreisen, gegen die Einbildung, dass Atomstrom flexibel ist (das "Argument", dass sich moderne Reaktoren leicht runterregeln lassen, hört man immer und immer wieder; dass man tatsächlich kaum Kosten dabei spart und das eher vergleichbar ist damit, den produzierten Strom -und zwar die meiste Zeit des Jahres- einfach wegzuwerfen, hört man nie) und wie uns allen dies massiv schadet. Nicht nur dem Ausbau der Erneuerbaren an sich, sondern auch der Atomenergie selber, die Erneuerbare und Speicher ebenso braucht. Und -das ist der schlimmste Teil- dieser komplett realitätsferne und ideologische Grabenkampf bringt uns jede Menge Länder, die tatsächlich völlig versagen, weil sie Erneurbare verweigern -sie sind ja pro-Atomenergie- und gleichzeitig dann nicht mal genug Atomenergie bauen.
Ohne Frage. Da bin ich völlig bei dir. Wollte nur darauf hinweisen, dass der europäische Strommarkt zumindest bei Erneuerbaren nicht per se etwas schlechtes ist.
Was die Propagandawirkung anbelangt, bin ich voll bei dir.
Ich glaube es ging in dem Post auf den du geantwortet hast eher um saisonale Schwankungen bzgl. Export-Markt und das stimmt schon. Kurze Tage im Winter haben alle gleichzeitig im Gegensatz zum aktuellen Export-Markt der vielleicht eher von den verwendeten Erzeugertechnologien abhängig zu unterschiedlichen Jahreszeiten stark oder schwach produziert.
Da ist aber dann gerade die Kombination aus Wind und Solar interessant. Wind produziert im Winter tatsächlich mehr, sodass sich bei Kombinationen 50:50 beides statistisch in etwas aufhebt (das Problem im Winter ist eher der gesteigerte Energiebedarf durch heizen).
Gerade dann ist eine Stromtrasse zwischen eher Windkraftstarken Ländern zu eher Solarkraftstarken Ländern wichtig um diese Linie noch weiter zu glätten.