this post was submitted on 06 Oct 2023
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Nunja, ich will hier den AfD-Nazis nicht in die Hände spielen, aber wir müssen gucken, dass wir die richtigen Dinge betrachten. Das ist ja ein Migrationsbericht für die EU, aber ich glaube, OP spricht eher von der wahrgenommenen Realität in Deutschland. Hier finde ich es besonders gut, sich die Wanderungen der Gesellschaft anzusehen, weil das auf den üblichen Nationalismus-Kram scheißt und nur betrachtet, wie viele gehen und wie viele kommen.
Und nun sieht man, dass diese Kurve in 2015 einen kleinen Peak hat und seit 2021 doch dramatisch zunimmt. Ich bin extrem froh, dass ich kein Politiker bin und ungestraft nur reine Problembeschreibung abliefern darf, denn das, was man da sieht, ist garantiert nicht eindimensional und einfach zu lösen. Aber ich würde ganz neutral unter Anbetracht dieser Zahlen schon in den Kanon einfallen wollen, dass es doch sehr viel Migration dieser Tage gibt. Ob zu viel kann ich nicht sagen, ich hab keine Ahnung von den Leistungskapazitäten des Bundes.
Persönlich wahrgenommen habe ich kaum etwas. Ich habe aber in verschiedenen kulturellen Events festgestellt, dass die Zahl der Ukrainer und Ukrainerinnen doch merklich angestiegen ist. Und das hatte einen Effekt auf mich: Ich hab jetzt ein paar mehr Freunde. Ja, was anderes kann ich dazu nicht sagen, negativ hat mich jedenfalls nichts getroffen.
Ist das nicht genau der Punkt? Die wahrgenommen Realität ist stark beeinflusst von Narrativen.
Das kommt erschwerend hinzu. 'Ne Million Ukrainer ist das einzige, was tatsächliche belastende Auswirkungen auf die Logistik und Bürokratie hat. Aber dagegen zu sein, ist unpopulär (der dumme CDU-Gnom hat's ja scho versucht auszuloten, ob man mit "ukrainischem Sozialtourismus" dumme Wähler fangen kann und ist schnell zurückgerudert). Also erfindet man ein Flüchtlings- und Migrationsproblem.
Dabei ist die Gesamtsumme der Flüchtlinge, die gerade im Mittelmeerraum in die EU kommen aber geringer als nur das, was Deutschland letztes Jahr an Flüchtlingen hatte (ohne die Ukrainer). Und es war ein sehr schwaches Jahr für Flüchtlingsaufnahme. Und doch tun wir so als könnte die EU insgesamt das nicht leisten. Diese Gesamtsumme dieser Flüchtlinge (um mal eine Referenz zu haben) entspricht übrigens weniger als 0,3% der deutschen Bevölkerung. Auf der anderen Seite faseln Rechte von 40%+ Ausländern in Städten. Klar... wenn man Migranten in dritter Generation noch als nicht deutsch genug empfindet, ist das subjektiv wahr. In Wirklichkeit ist das aber nur Rassismus.
Deutschland hat kein Ausländer- oder Migrationproblem. Deutschland hat ein Intergrations- (vor allem auf administrativer Seite) und Narrativproblem. Und letzteres geht nicht allein von der AfD aus. Mein persönlicher Favorit hier: Der Kretschmer-Vorschlag als Sofortmaßnahme gegen illegale Migration mehr Länder als sicher zu erklären und legal in Deutschland lebende Menschen abzuschieben. Das ist quasi symptomatisch dafür, wie absichtlich legal und illegal, Migrant und Flüchtling, vermischt mit einem extra Schuss Rassismus durcheinander geworfen wird. Eben um Narrative zu ermöglichen.
Denn mit den realen Zahlen und Fakten kannst du halt keinen außer dem allerletzten Pseudo-Nazi hinterm Herd vorlocken.
Japp, das ist es, was ich damit ja versuchen wollte zu schmälern. Ein nüchterner Blick auf die Drehtür an der Grenze zeigt doch genug. Denn in diesen populistischen Narrativen geht's ja am Ende immer um das Thema "wir sind zu viele!!!!11". Deswegen mag ich die Wanderungsstatistik, da steht nämlich nicht, woher die Leute kommen oder wohin sie gehen.
Und hier wollte ich schon anfangen, rumzumeckern, aber gut, dass ich es nicht gemacht habe, denn alles, was du danach schreibst, ist exakt auch meine Meinung. Es geht nicht darum, dass zu viele da sind, sondern, dass zu viele unfassbar schlecht bis gar nicht integriert worden sind und - hallo alle besonders über 50! - das ist tatsächlich überwiegend ein gesellschaftliches Thema.
Jetzt haben wir aber den Salat im Sinne der Fragmentierung, Subkulturen noch und nöcher, was ansich nicht schlimm ist, aber es gibt kaum Korridore dazwischen und Entfremdung voneinander anstatt Annährung. Das kreide ich allein der deutschen Migrationspolitik der 60er-80er an. Die haben nichts, aber auch gar nichts dafür gemacht, dass diese Menschen sich angekommen fühlen. Man ging damals noch davon aus, dass die Migranten dann schon irgendwann wieder gehen würden - was für eine absolut bescheuert überhebliche und ignorante Idee. Passt leider zu allem, was man heute von Deutschland sieht: eine generativ rückständige Gesellschaft mit einer Selbstgefälligkeit ob ihrer Leistung, die sie selbst nichtmal mehr beziffern können. Aber wenn's schlecht läuft, sind die pöhsen Ausländer schuld.