this post was submitted on 12 Sep 2023
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Warum nicht einfach versuchen, so zu leben, dass wegen dir die Welt nicht brennen muss? Das ist kein Wettbewerb (jedenfalls muss es keiner sein).
Aber klar, potentiell wichtiger als deine persönlichen Aktionen ist, dass sich Systeme ändern, wozu du aber mit Engagement beitragen kannst.
Manche Entwicklungen laufen auch exponentiell über Netzwerkeffekte. Der Ausbau erneuerbarer Energien scheint so ein Beispiel zu sein. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass auch Flugreisen, Veganität, Wärmepumpen oder Gasverbrauch ähnliche Beispiele sein können, sobald die richtigen Dominos in Bewegung sind.
Ein Argument aus einem Funk-Video, dass ich gestern gesehen habe: Sobald ein Flug unter 80% ausgelastet ist, ist er für die Fluglinie meist nicht mehr profitabel. Wenige Menschen, die nicht mehr fliegen, können also dafür sorgen, dass ein kompletter Flug aus wirtschaftlichen Gründen ausfällt.
So ein Verhältnis dürfte es auch bei vielen anderen Massenprodukten, inklusive Erdöl, geben. Das Hans-Werner-Sinn-Argument, dass dann eben jemand anderes das ganze Erdöl kauft, ist Quatsch. Vor allem, wenn andere, umweltfreundlichere Energienquellen gleichzeitig günstiger werden, eben weil sich plötzlich die Skaleneffekte einstellen, die bei fossilen Energieträgern langsam wegfallen.
Staaten handeln bei wirtschaftlichen Problemen einer Branche leider fast immer reaktiv und im Interesse von sowieso nur kurzfristig zu sichernden Altarbeitsplätze anstatt strategisch andere Arbeitsplätze zu schaffen (das würde mehr Kreativität, Wagemut und vorausschauendes Handeln erfordern). Darum gibt es gerade eine Überversorgung an LNG-Terminals, zusätzliches Geld für Tierbauern, politisch hingebogene Kohlekompromisse ... Das ist natürlich auf Dauer extrem ärgerlich und verlangsamt gesellschaftlichen Fortschritt. Irgendwann kommt der Fortschritt bei den meisten dieser Dinge aber trotzdem.
Ist nun mal leider so. Und es ist allemal besser, als noch 16 Jahre den Einbau von reinen Fossil-Gas-Heizungen zu fördern.
Das 1,5-Grad-Ziel ist passé. Das 2-Grad-Ziel ist so gut wie tot. Das heißt aber nicht, dass alle Maßnahmen deswegen sinnfrei seien. Es ist dramatisch besser, bei 2,5 Grad mehr zu landen als bei 4 Grad mehr.
Es geht nicht darum, ein schlechtes Gewissen zu haben. Es geht nur darum, zu wissen, in welche Richtung du dich bewegen kannst und möchtest. Wenn du dir die 50 Cent nicht leisten kannst, ist das so.
Und wenn du jetzt speziell von Lebensmittel sprichst, dann würde ich die Positivaspekte ungefähr so wichten:
pflanzlich >> bio > regional+saisonal > unverpackt
. Sprich: Bei Lebensmitteln hat es kaum Sinn, in erster Linie auf die Verpackung zu achten.