📲 "Wessen Realität? - Handys haben das Fotografieren demokratisiert. Aber es wird immer schwieriger, Bilder zu machen, die nicht dem Kommerzdenken entsprechen" 📸 (taz-Artikel über KI-Filtersoftware)
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"In zunehmendem Ausmaße greifen Handy-Hersteller auf künstliche Intelligenz (KI) zurück. Auf der einen Seite kann das sinnvoll sein: Im Vergleich zu Profikameras sind die Sensoren und Optiken in Handys einfach zu klein, um vergleichbare Ergebnisse zu liefern. Versprochen und erwartet werden diese aber. Dadurch müssen die Rohdaten, die die Hardware liefern kann, mit Software aufgebessert werden, ob nun durch Kombination verschiedener Einzelbilder oder durch Extrapolationen, also Schätzungen, oder durch KI. Wie genau das Endergebnis gemacht wurde, ist oft nicht klar. Und welche:n Verbraucher:in kümmert das schon? Dass mittlerweile aber Handyfotos oft so aussehen, als wären sie mit einem Filter versehen worden – das ist nicht unbedenklich. (...)
Wir könnten uns lange darüber streiten, in welchem Ausmaß Fotos wirklich die Realität abbilden. Interessant wird so eine Debatte nur, wenn wir nicht fragen, ob ein Foto eine Realität abbildet, sondern wessen Realität es abbildet.
Aber wie gesagt, mich interessiert nicht, welche Ästhetik angebracht ist, mich interessiert, wessen Ästhetik mir hier verkauft werden soll. Als Benutzer meines Handys beharre ich darauf, dass es meine eigene ist.
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Ich habe kein Problem damit, einen Filter zu benutzen, wenn ich es für angemessen halte. Ich habe auch kein Problem damit, dass andere Leute Filter benutzen oder ihre Fotos auf eine Weise bearbeiten, die ich selber nicht besonders attraktiv finde. Was mich allerdings beunruhigt: Für viele Handys ist die Ausgangsbasis für ein Foto nicht mehr etwas, das vielleicht einer Nachbearbeitung bedarf (ob nun mehr oder weniger Kontrast, buntere oder dezentere Farbe zum Beispiel). Die Ausgangsbasis ist stattdessen oft ein Foto, das schon sehr weit in eine bestimmte Richtung gedreht wurde: die Welt des Kommerzes, in der alles, aber auch wirklich alles am Ende nur die Frage aufwirft, was hier verkauft werden soll. Mit anderen Worten: Wenn die Apps in unseren Handys uns alle zu Influencern machen, ob wir es wollen oder nicht, dann ist das ein Riesenproblem."
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Ich hatte selbst eine Phase, in der ich die Kamera meines damaligen iPhone 11 Pro als "gut genug" betrachtete. Geheilt wurde ich davon dann, als ich mal abends in Richtung blaue Stunde einige Aufnahmen meiner Frau machte, die zwar (auf dem kleinen Bildschirm...) gut aussahen, jedoch völlig offensichtlich viel mehr "Interpretation des schwachen Lichts durch den Algorithmus" als tatsächliche Bildinformation enthielten. In dem Moment frage ich mich dann ganz deutlich, wieviel Algorithmus und automatisierte Annäherung an mehrheitlich als "schön" empfundene Bilddarstellung ich in meinen Bildern eigentlich möchte. Die Antwort auf diese Frage schlägt sich darin nieder, dass ich jetzt wieder brav meine Objektive durch die Gegend trage und viel Freude am Prozess, mit all seiner Haptik und seinen Zumutungen, habe.