"Diese abscheuliche Tat muss rasch Konsequenzen haben": Mehrere junge Menschen greifen zwei ghanaische Mädchen in Grevesmühlen an. Nur eine von mehreren rassistisch motivierten Straftaten an diesem Wochenende in Mecklenburg-Vorpommern. Das Bundesland gibt zum Start der Fußball-EM ein abscheuliches Bild ab.
"Skandieren verfassungsfeindlicher Parolen - Polizei sucht Zeugen", "Zeugenaufruf nach Körperverletzung in Penkun", "Volksverhetzung und Angriff auf Polizeibeamte nach Public Viewing in Warnemünde", "Polizeieinsatz auf dem Marienplatz", "Rechte Parolen in Neubrandenburg skandiert - Polizei sucht weitere Zeugen" und "Polizeieinsatz Grevesmühlen". Hinter diesen Überschriften verbergen sich Pressemeldungen der Polizei in Mecklenburg-Vorpommern an diesem Wochenende. Hinter diesen Pressemeldungen verbergen sich Dutzende Menschen, meist deutsch, männlich und jung, die als Tatverdächtige ausgemacht oder nach denen noch gesucht wird. Hinter diesen Tatverdächtigen verbergen sich rassistische Gesänge, volksverhetzende Gesten und rohe Gewalt.
Wer an diesem Wochenende die Schlagzeilen aus Mecklenburg-Vorpommern verfolgt, muss erschüttert sein. Was mit ausländerfeindlichen Umdichtungen von Gigi D'Agostinos "L'amour toujours", vorgetragen unter anderem von gut betuchten Partygästen auf Sylt, vor einigen Wochen begann, bestimmt derzeit das polizeilich erfasste Geschehen in Mecklenburg-Vorpommern. Pünktlich zum Auftakt der Fußball-Europameisterschaft. Unter wehenden Deutschlandfahnen stimmen einige DFB-"Fans" vor etlichen Zeugen "Deutschland den Deutschen - Ausländer raus" an. In Rostock-Warnemünde kommt es im Zuge dessen zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung mit Polizeibeamten. Auch ein 15-jähriges Mädchen soll freudig mitgegrölt haben.
In Schwerin stellen sich am Samstag rund 20 Männer unbehelligt auf die Schlossbrücke. Mitten vor den Landtag. Sie stehen oberkörperfrei da, zeigen unbehelligt den Hitlergruß. Eine Frau filmt sie. Die Polizei kann im Nachgang nur nach Zeugen suchen. Die Tatverdächtigen sind da schon längst verschwunden. Am Freitagabend kommen die Beamten dagegen rechtzeitig zum Tatort am Schweriner Marienplatz. Sie nehmen einen 45-jährigen Deutschen fest. Er hatte zuvor einen 33-jährigen Algerier mit einem Messer im Gesicht verletzt. Der Mann kommt in ein Krankenhaus.
Im äußersten Südosten des Bundeslandes wird in der Nacht zu Samstag ein 24-jähriger Deutscher Opfer einer Gewalttat. Auf der Festwiese in Penkun erleidet der zum Tatzeitpunkt stark alkoholisierte Mann einen Nasen- und Fingerbruch. Sechs bis sieben Personen sollen laut einer Zeugenschilderung auf ihn eingeschlagen haben. Zuvor soll auch in der Gemeinde im Landkreis Vorpommern-Greifswald die gängige Melodie mit umgedichtetem, ausländerfeindlichem Text erklungen sein. Die Polizei schreibt, der Verletzte habe ein "südländisches Aussehen, einen Zusammenhang mit dem Grölen der Parolen und der Straftat wird nicht ausgeschlossen".
Unter der Überschrift "Polizeieinsatz Grevesmühlen" ist indes eine besonders verächtliche Tat zusammengefasst. Am Freitagabend greift eine Gruppe von rund 20 Personen zwei kleine Mädchen an. Sie sind acht und zehn Jahre alt. Sie stammen aus Ghana. Dem jüngeren Mädchen treten mehrere Personen ins Gesicht. Die Eltern der Kinder greifen ein. Auch der Vater wird leicht verletzt. Als die Polizei anrückt, beleidigt eine unbekannte Person die Opfer noch rassistisch. Bei den Tatverdächtigen soll es sich laut den Beamten um Jugendliche und Heranwachsende handeln.
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Russland.