this post was submitted on 17 Jul 2024
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DACH - Deutschsprachige Community für Deutschland, Österreich, Schweiz

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[–] [email protected] 44 points 3 months ago (16 children)

Vielleicht liegt es daran, dass ich in dem Bereich arbeite, aber die Umfrage triggert mich sehr.

These 1: Schule soll nicht auf das Berufsleben vorbereiten! Sie soll eine den Lernenden angepasste, möglichst breite Basis an Kompetenzen und Grundwissen vermitteln, auf die dann eine spezialisierte Ausbildung für einen Beruf aufbaut. So wie es ja auch den Führerschein nicht in der Schule gibt, wohl aber grundsätzliche Regeln zur Teilnahme am Straßenverkehr. Ich würde sogar wetten, dass die wenigsten Befragten konkret nennen könnten, wie so eine Vorbereitung aussehen sollte. Konkretes Beispiel: niemand schreibt im Beruf Vorgangsbeschreibungen wie in Deutsch. Sie sind aber ein legitimes Mittel, um sequentielles Denken, Detailgenauigkeit, Logik etc. zu schulen - und damit sogar für Informatik wichtig. Ist das nun Vorbereitung oder nicht?

These 2: "KI" in der Schule ist in den allermeisten Fällen Mist. Ich versuch es immer wieder gern, aber letztlich geht es den meisten Lernenden um eins: "Nach Angaben der Eltern setzen 30 Prozent der Kinder KI beispielsweise zum Erledigen von Hausaufgaben ein." - das ist leider Chiffre für "ChatGPT schreibt meinen Übungsaufsatz". Für einen sinnvollen Einsatz solcher Tools muss man erst selbst die Basics drauf haben - gehen vor laufen lernen. Und dazu braucht man keine KI, sondern oft nur Stift, Zettel und Hirn (siehe These 1). Außerdem braucht nur ein Bruchteil der Schulabgänger KI im Beruf und damit widerspricht die Forderung danach auch irgendwie dem Vorwurf der mangelnden Berufsbezogenheit.

Bitte überladet nicht die Schule mit jeder Sau, die durch's Dorf getrieben wird. Viele Grundkompetenzen ändern sich über Jahrzehnte nicht oder nie. Die Wege, wie sie vermittelt werden, dürfen gern modernisiert werden, sollen aber bitte nicht jedem Trend folgen. "Edle Einfall, stille Größe", wie der Germanist sagt.

[–] [email protected] 9 points 3 months ago (1 children)

Schule soll nicht auf das Berufsleben vorbereiten!

Das kommt wohl auf die Schulform an. Ein Gymnasium soll ja eine allgemeine Hochschulreife ermöglichen. Die Hauptschule hatte meines Erachtens nach durchaus ursprünglich mal den den Anspruch, in Bezug auf den späteren Beruf und das Leben vorzubereiten, indem es die dafür erforderlichen Grundlagen vermittelt, z.B. durch in den Bereichen relevantes Rechnen, oder eben die Hauswirtschaftslehre. Mich hat mein Gymnasium relativ gut aufs Studium vorbereitet, natürlich nicht jedes Fach, aber einem Elektrotechniker schaden auch ein Verständnis der Politik, Ethik und Philosophie nicht.

Klar: mit meinem Beruf hat der Stoff aus der Schule direkt nichts zu tun. Er ist aber auch sehr spezialisiert und es ergäbe überhaupt keinen Sinn, das dort zu lehren.

Zum Thema KI: wer so etwas ernsthaft fordert, den / die kann ich nicht ernstnehmen. Aber das liegt wahrscheinlich daran, dass die Eltern das Thema selber nicht verstehen.

[–] [email protected] 1 points 3 months ago

Die Hauptschule hatte meines Erachtens nach durchaus ursprünglich mal den den Anspruch, in Bezug auf den späteren Beruf und das Leben vorzubereiten, indem es die dafür erforderlichen Grundlagen vermittelt, z.B. durch in den Bereichen relevantes Rechnen, oder eben die Hauswirtschaftslehre.

Zumindest in meinem Bundesland gibt es im Mittelschullehrplan der 7-9. Klassen das Fach "Berufs- und Lebensorientierung", das genau solche lebenspraktischen Kompetenzen vermitteln soll. Das geht von Bewerbungprozess kennenlernem über Überweisungen tätigen bis Haushaltsbuch und Schuldnerberatung. Praktika und Schulfirmen (können die Schulen selber gründen und thematisch ausgestalten) sollen das dann praktisch untermauern.

Ist sicher nicht Gold, das hier glänzt, aber es liefert eine Basis. Das Niveau des Lehrplans und vor allem der Zielgruppe lässt leider kaum Rechnungswesen oder ähnlich komplexe Themen zu. Das scheitert auch nicht an den Lehrkräften (behaupte ich mal), sondern an der Komplexität vermeintlich sehr einfacher Aufgaben für manche Kinder und Jugendliche.

Dazu kommt, dass sich zumindest in meinem Bundesland die Mittelschule mehr und mehr zur "Restrampe" entwickelt, weil die Abrutsch-Angst der Eltern (ohne sie für ungerechtfertigt erklären zu wollen) Kinder immer öfter in ungeeignete Schullaufbahnen zwingt. Dadurch wandern eher durchschnittliche Lernende schneller aus der Mittelschule in die Realschule ab (und werden dort oft unterdurchschnittlich) und Klassen an der Mittelschule verlieren Zugpferde und leistungsstarke Mitglieder. Brain drain an der Schule quasi...

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